Direkt zum Hauptbereich

Umweltfreundlich und klimaneutral gegen Unkraut vorgehen


Umweltfreundlich und klimaneutral gegen Unkraut vorgehen

Unkraut zwischen den eigenen Kulturpflanzen kann (wie ich in Bayern sagen würde) dem Gärtner ordentlich s'Kraut ausschüttn. Die Begleitvegetation beschäftigt professionelle wie Freizeitgärtner seit geraumer Zeit. Und mögliche Gegenmaßnahmen sind vielfältig.


Grundsätzlich unterscheidet man bei Unkraut zwischen zwei Arten: den Samen- und Wurzelunkräutern. Abhängig von der Unkrautart muss die Bekämpfungsmethode gewählt werden. Samenunkräuter wie Löwenzahn, Vogelmiere oder Hirtentäschel müssen vor - und spätestens während - der Blütezeit entfernt werden, um die Samenproduktion zu verhindern.

Wurzelkräuter wie Schachtelhalm, Giersch oder Hahnenfuß sind ausdauernde Pflanzen, die sich mit ihren Rhizomen durch den ganzen Garten hangeln. Wurzelkräutern ist schwer bis gar nicht mit klassischen Methoden wie dem Jäten beizukommen.  

 

Deshalb ist Vorsicht geboten, wenn man vorhat mit dem Spaten die Flora im eigenen Garten zu sezieren. Zweifelsohne ist es notwendig, den eigenen Nutzpflanzen optimale Bedingungen zu bieten, um anschließend den größtmöglichen Ertrag zu ernten, dabei darf jedoch das „wie" nicht außer Acht gelassen werden. Wie sie umweltfreundlich, pflanzenschonend und klimaneutral gegen Unkraut vorgehen, haben wir Ihnen hier zusammengefasst.

 

Die Tipps für all jene mit viel Zeit und kleinem Budget

 

Für den engagierten Gärtner stellt sich jedoch erst gar nicht die philosophische Frage, ob man das Unkraut bekämpft. Denn Unkraut stiehlt den anderen Pflanzen Nährstoffe und Wasser, Unkraut kann Krankheiten weitergeben und reduziert mit seiner ‚Ellenbogenmentalität' den erhofften Ertrag der meisten Kulturpflanzen.

Das klassische Jäten

 

Die beste Technik, und zugleich umweltfreundlichste, um dem störenden Unkraut Herr zu werden, ist das Jäten. Am besten lässt sich der Gartenboden nach einem Regenschauer jäten, denn die Erde ist aufgeweicht und es ist meistens sogar möglich, die Pflanzen ohne Werkzeuge zu entfernen. Aber Vorsicht (!), wenn Sie mühevoll alle gewünschten Flächen gejätet haben, sollten Sie die entfernten Pflanzen nicht auf den Kompost werfen, denn dadurch verbreiten Sie beim Wiederverwenden des natürlichen Düngers auch die darin enthaltenen Unkrautsamen.

Siedendes Wasser oder Kochwasser

 

Eine weitere höchst effektive Methode ist der Einsatz von (ungesalzenem) Kochwasser, beispielsweise nachdem man Kartoffeln, Reis oder Nudeln gekocht hat. Das heiße Wasser ist ein wahres Wundermittel, es kostet nichts und ist besonders zur Unkrautentfernung in Fugen von angelegten Wegen oder der Terrasse nützlich. Das Kochwasser sickert in den Boden bis an die Wurzel des Unkrauts und durch die Hitze denaturiert das Eiweiß in der Pflanze. Dadurch erfüllt das Eiweiß nicht mehr seine Funktion und das Unkraut stirbt sofort ab, ohne sich reproduzieren zu können. Sie müssen anschließend nur noch die pflanzlichen Reste entfernen.

 

Biologische Unkrautvernichter selber herstellen

 

Der Do it yourself Unkrautvernichter ist zwar etwas zeitaufwendig zu produzieren und es erfordert mehrere Anwendungen im Felde, aber der selbstgemachte biologische Unkrautvernichter ist umweltfreundlich und zugleich kann der Anwender sicher sein, keine schädlichen oder gar giftigen Inhaltsstoffe mit den erwünschten Kulturpflanzen in Verbindung zu bringen oder gar das eigene Grundwasser zu verschmutzen.

 

Die Brennnesseljauche folgt dem Prinzip „Feuer mit Feuer bekämpfen". Die Brennnessel selbst ist ein hartnäckiges Unkraut, dass auch noch juckenden Hautausschlag verursacht. Als Unkrautvernichter sind Bestandteile der Brennnessel jedoch ein willkommener Verbündeter. Zur Herstellung werden Brennnesseln gepflückt und mit der etwa zehnfachen Menge an Wasser in einem verschließbaren Gefäß gemischt. In diesem Gefäß gären die Brennnesseln dann für ein bis zwei Wochen bis die Brennnesselsuppe zum Einsatz bereit ist. Wenn die grün-gelbliche, gewöhnungsbedürftig riechende Suppe fertig ist, sollte man beim Verwenden darauf achten, die Jauche nur auf dem betroffenen Boden einzusetzen. Aber Achtung: Man muss tunlichst darauf achten, die Suppe nicht auf die Blätter der Kulturpflanzen zu bringen – dies könnte auf den Blättern dunkle Flecken hinterlassen.

Verbreiteter Irrglaube – Essig und Salz als Unkrautvernichtungsmittel

 

Ein weit verbreiteter Irrglaube ist die Verwendung von Essig und Salz. Von der Verwendung ist tunlichst abzuraten, denn nicht nur können die Substanzen den sensiblen Säuerungsgrad des Bodens zum Negativen verändern, sondern die Methode ist in manchen Fällen auch ausdrücklich verboten. Wird Salz und Essig beispielsweise auf der Terrasse angewandt, können die Inhaltsstoffe nicht biologisch abgebaut werden und werden über die Kanalisation ins örtliche Wasserwerk transportiert. Die Aufbereitung ist schwierig und schlussendlich gelangen schädliche Stoffe ins Trinkwasser. Verstöße dagegen können zu Bußgeldforderungen führen.

Die Tipps für jene mit wenig Zeit und größerem Budget

 

Ähnlich wie bei der pflanzengerechten Gartenbewässerung spielt bei der Unkrautvernichtung die Zeit eine wichtige Rolle. Viele Menschen sind berufstätig und haben schier keine Zeit, den ganzen Tag oder gar das ganze Wochenende lang den Garten zu jäten. Oder sie essen möglicherweise ungern Kartoffeln, Reis oder Nudeln, wodurch es an übrig gebliebenen Kochwasser mangelt. Oder Sie finden nicht die Gelegenheit ein eigenes Unkrautvernichtungsmittel zu brauen.

 

Mit etwas Budget lässt sich der Zeitmangel gut kompensieren und es gibt einige Methoden trotzdem seinen Garten von Unkraut zu befreien.

Wildkrautbürsten

Eine rein mechanische Methode zur Unkrautentfernung ist der Einsatz sogenannter Wildkrautbürsten. Dabei gibt es mehrere Bürstenköpfe für verschiedene Einsatzzwecke. Man kann zwischen unzähligen Bürstenköpfen wie Kunststoffborsten, Wellflachdraht oder die besonders aggressiven Zopfbürsten wählen, um die optimale Antwort gegen das Unkraut zu finden. Besonders wichtig bei dieser Methode ist die Rücksicht auf die eigene Sicherheit. Die rotierenden Bürsten können auch härtere Materialien wie kleine Steine erfassen und in die Luft schleudern. Der Einsatz auf stein- und kieshaltigen Böden ist somit ausgeschlossen.

Wildkrautbrenner

 

Vergleichbar mit dem Kochwasser setzen Abflammgeräte auf Hitze. Dabei gibt es zwei Varianten, jene Abflammgeräte, die mit Flüssiggas betrieben werden und solche, die die thermische Leistung mit Elektrizität erzeugen.

 

Auf jene Abflammgeräte, welche mit Flüssiggas betrieben sind, werden wir hier nicht eingehen, da diese mit Butan und Propan betrieben werden. Beides sind Kohlenwasserstoffe, die im Prozess der Verbrennung Kohlenstoffdioxid freisetzen und davon gibt es bereits mehr als genug in der Atmosphäre.

 

Die elektronische Variante (wenn Sie nicht gerade Kohlestrom beziehen) ist dabei deutlich umweltfreundlicher. Die thermische Leistung wird mithilfe eines Elektromotors generiert und erzeugt einen über 600°C heißen Hitzestrahl. Dadurch wird das ungewollte Unkraut bzw. dessen Eiweiß beschädigt, die Pflanzen verdorren und sie können kurz nach Anwendung des Brenners die pflanzlichen Reste entfernen.

Auf chemische Unkrautvernichter verzichten

 

Der Verzicht von chemischen Unkrautvernichtern ist heute keine Fleißarbeit, sondern fundamental. Zwar bieten chemische Herbizide (ebenso wie Pestizide) eine schnelle, effektive Entfernung von ungewolltem Wildkrautwuchs, aber die Belastung für nützliche Flora und Fauna sind immens. Falscher Einsatz von chemischen Unkrautbekämpfungsmitteln lassen nützliche Insekten erkranken. Außerdem können diese bei falschem Einsatz in die Früchte der angepflanzten Kulturpflanzen gelangen - und schlussendlich über unser Verdauungssystem in den menschlichen Organismus. Diese Gefahr muss man nicht eingehen, wenn man gewillt ist ein paar Gedanken, etwas Zeit und ein kleines Budget in den eigenen Garten zu investieren.

Unkrautbekämpfung in Maßen

Generell ist der Sammelbegriff Unkraut eine weitverbreitete, jedoch unpassend gewählte Bezeichnung für jene Wildkräuter, die unerwünscht am falschen Ort (wie dem sorgfältig angelegten Beet) wachsen. Ein Beispiel dafür ist der Meerrettich. Meerrettich im Quark, als Beilage zum Räucherfisch, Roastbeef oder mit den Wiener Würstchen ist geschmacklich eine unvergleichbare Ergänzung und gibt vielen Soßen als auch Gerichten ihre unvergessliche Geschmacksnote. Allerdings gilt Meerrettich als lästiges Unkraut, wenn es inmitten des schönen englischen Rasens hervorsprießt und wird erst zur viel geschätzten Nutzpflanze, wenn es vom Gärtner gewollt im Kübel oder Beet angepflanzt wird. Dieser kleine Meerrettich-Vergleich ist bezeichnend für die Wahrnehmung vieler Wildkräuter.

Dabei können Kräuter viel mehr als den Gärtner nerven. Sie können dem Gärtner ein Ausdruck über die Verfassung des Bodens geben, Schädlinge von ihren Kulturpflanzen fernhalten oder Nützlingen ein Zuhause sowie Nahrungsquelle bieten.

Auch den kleinsten Gartenbewohner tun Sie einen Gefallen, wenn Sie nicht alle Wildkräuter entfernen - besonders nicht jene die eigentlich kaum stören. Für viele nützliche Insekten sind ebendiese Wildkräuter eine Lebensgrundlage. Nehmen Sie Rücksicht auf die Nützlinge, die für uns Aufgaben im Garten übernehmen. Bienen und Hummeln sind beispielsweise auf Löwenzahn im Frühling angewiesen, denn er spendet viel Nektar. Unzählige Schmetterlingsraupen ernähren sich fast ausschließlich von Brennnesseln und Schmetterlingen. Sie gehören darüber hinaus, neben den Bienen, zu den fleißigsten Bestäubern Ihrer blühenden Kulturpflanzen. Auch Disteln sind ein beliebtes Schmetterlingshabitat, aber durch ihre Stacheln ist die Distel sehr unbeliebt bei vielen Gärtnern. Ähnlich wie die eben erwähnten Wildkräuter besetzen zahlreiche (Un)kräuter eine besondere ökologische Nische und erfüllen diverse Funktionen oder beheimaten viele Insekten. Wenn man gegen Unkraut vorgegangen will, sollte man immer seine Funktion in dem ökologischen Kreislauf im Hinterkopf behalten. Daher sollte Unkrautbekämpfung weniger als erbarmungsloser Kampf gegen das Unkraut gesehen werden, sondern als eher Bevölkerungskontrolle der Wildkräuter, denn viele der unliebsamen Kräuter sind auf den ersten Blick störend, aber bei genauerem Hinsehen die Basis für viele helfende Nützlinge. Daher sollten Sie auch ein bisschen Platz im eigenen Grün behalten.

Öffnen Sie zum Teilen von Kommentaren das Dokument: Klicken Sie bitte hier

Klicken Sie nach dem Öffnen des Dokuments auf die blaue Schaltfläche in der oberen rechten Ecke. Melden Sie sich in Ihrem Google-Konto an und fordern Sie den Bearbeitungszugriff an, wenn Sie den Inhalt kommentieren möchten.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Verena Callens Ebneth

Der Gutshof Schloss Ebneth                                                                          + Ahorn Erhaltungsschnitt und Kronensicherung "Wenn man merkt, dass auch die Baumpfleger schlucken müssen bei so einer Teilamputation, weiß man spätestens dann, dass man beim Richtigen gelandet ist." Vielen Dank an GalabauM für das Sichern und Gesund schneiden unseres Ahorns! Der über 200 Jahre alte Ahorn ist für uns ebenso Denkmal wie die historischen Gebäude auf dem Hof! Bei der ersten Inspektion des Baumes wurde uns eine Sicherung der Seitenarme empfohlen, die wir auch haben machen lassen  - leider musste ein Seitenarm dennoch entfernt werden, da er schon einen Riss hatte, der sich nur weiter Richtung Stamm gezogen hätte. Wen...

Rezension Jagdschloss Fahrenbühl

Rezension Jagdschloss Fahrenbühl + Linden-Baumkronenschnitt "Es wurde nicht nur klasse Arbeit geleistet, auch der auch der menschliche Umgang war herausragend. Kompetenz und Menschlichkeit werden bei GalabauM wirklich groß geschrieben. Vorab hatten wir ein wenig Angst, dass unser historischer Park Schäden nehmen könnt, Herr Dick konnte uns diesbezüglich aber schnell beruhigen und das Problem wurde mit Bravour gelöst. Zudem beeindruckte uns GalabauM mit einer sehr baumschonenden Arbeitsweise, die ohne Großgeräte auskam. Hier merkt man noch wirklich die Liebe zur Natur." — Carola Sperrer Jagdschloss Fahrenbühl   Bewertung (5) ★★★★★ Eine baumschonende und natürliche Arbeitsweise für den Baumkronenschnitt Das Hotel Jagdschloss Fahrenbühl  liegt inmitten eines historischen Parks mit einem wunderschönen Baumbestand. Innerhalb dieser harmonischen Grünanlage hatte GalabauM den Auftrag, einen Baumschnitt an einer Linde durchzuführen, deren Krone zurück starb. Insb...

Wer kann mit wem? - Alles über Pflanzengemeinschaften

Wer kann mit wem? - Alles über Pflanzengemeinschaften Tipps und Tricks, wie Sie Ihre Pflanzen im Garten am besten beim Wachsen und Gedeihen unterstützen können. Haben Sie schon einmal etwas von Pflanzengemeinschaften gehört? Bestimmte Pflanzen können sich gegenseitig nämlich unterstützen und einander helfen, um besser zu blühen und zu gedeihen - diese Pflanzen bilden somit eine Pflanzengemeinschaft. Diese sogenannten Partnerschaften zwischen den Pflanzen helfen, dass Pflanzen Licht und Wasser optimal nutzen können. Einige Pflanzen können einander sogar helfen, indem sie mit Duftstoffen Schädlinge bekämpfen. Pflanzengemeinschaften sind notwendig für die Permakultur und daher ist es wichtig von ihnen zu wissen und sie zu fördern. Mit der richtigen Bepflanzung wird sogar der Einsatz von chemischen Mitteln überflüssig. Genauso wie Pflanzen einander helfen, können sie einander aber auch schaden, denn die falsche Pflanzen-Kombination kann zur Vergiftung einer der beiden Pflanzen führen. Desh...