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Die Baumflüsterer geben Profitipps zum Obstbaumschnitt


Die Baumflüsterer von GalabauM

Welche Tipps geben die Profis beim Obstbaumschnitt?

Im vorherigen Artikel auf galabauM.life haben wir einen Blick darauf geworfen, was man beim Obstbaumschnitt beachten sollte. Diesmal wollen wir einen noch detaillierteren Blick darauf werfen, welche reichhaltigen Erfahrungen GalabauM im Laufe der Jahre im Bereich Baumschnitt machen konnte. GalabauM und Raphael Dick geben Einblicke in das Profiwissen - denn als Obstbaumprofi wird man nicht geboren.
Aber wie wird man eigentlich zum Experten für den Baumschnitt und warum sollte man nicht einfach nur 'drauf losschneiden'? Zuerst sei einmal gesagt, dass man natürlich den Beruf wie jeden anderen auch erlernen kann. Aber selbstverständlich ist es die jahrelange Erfahrung, die mit der Zeit dazukommt, wenn man Bäume über sehr viele Jahre begleitet, die das besondere Profiwissen ausmacht. Jeder einzelne Schritt ist dabei ein Weg zu einem größeren Erfahrungsschatz. Aber nicht zuletzt ist es auch der stete Wille, sich weiterzubilden und den Anspruch zu haben, sich immer wieder zu verbessern. Vor allem aber zeichnet den wahren Profi die Leidenschaft und der Ansporn aus, jeden Obstbaum wirklich zu verstehen, seine Wachstumsgesetze zu kennen und dann mit höchster Effizienz die besten Ergebnisse beim Schnitt zu erzielen.

Denn nur ein Mensch der Bäume liebt, wird diese wirklich verstehen

Wir bei GalabauM lieben es, zwischen Kunden und Ihren Bäumen vermitteln zu dürfen. Manchmal fühlen wir uns dann manchmal wie 'die Baumflüsterer' – in Anlehnung an den berühmten Film „Der Pferdeflüsterer". Denn wir bei GalabauM sind der Meinung, dass nur ein Mensch, der die Bäume und die Natur liebt,  auch wirklich bereit ist, so viele Tage und Stunden zu investieren, um diese faszinierenden Lebewesen zu verstehen.
Deshalb wollen wir diesmal einen tiefen Einblick in unsere große Leidenschaft geben – denn wir hören immer wieder, dass Kunden von unserem natürlichen Ansatz, den wir verfolgen begeistert sind. Außerdem werden wir oft gefragt, was wir eigentlich anders oder vielleicht auch besser machen. Generell verfolgen wir einen natürlich Ansatz und da wir mit vollem Herzen dahinter stehen, möchten wir diesen gerne teilen und die Welt für Obstbäume und alle Apfelgenießer, ein ganzes Stückchen besser machen. Deshalb geben die Profis von GalabauM beim Obstbaumschnitt Einblick in Ihr Insiderwissen - mehr dazu von Raphael Dick, Inhaber von GalaubauM:

Was ist die Grundlage für ein kräftiges Wachstum und eine üppige Blütenbildung bei meinem Obstbaum?

Das kräftige Wachstum in Form von Dickenwachstum des Leitastsystems wird bei Jungbäumen gesetzt. Im Ertragsalter werde diese Leitäste weiter gefördert und der Fruchtastbereich entsprechend aufgebaut.
Es ist darauf zu achten nur einen Anschnitt pro Leitastspitze zu setzen, denn dieser wird durch den Anschnitt bevorzugt durchtreiben und Dickenwachstum machen. Dies ist allerdings unerlässlich für ein langfristig stabiles Grundgerüst. Eine üppige Blütenbildung ist an den Fruchtästen dann garantiert, wenn dies nicht zu steil wachsen. Tipp: Man kann auch einjährige Wasserschosser einfach knicken und schon wird ein Fruchtast daraus. Diese meist auf dem Ast sitzenden geknickten Triebe werden nun für mehr Frucht sorgen, da sie das Triebwachstum beruhigen und gegen Sonnenbrand am Ast vorbeugen.

Was ist GalabauM am wichtigsten beim Obstbaumschnitt?

Am wichtigsten ist die Zielsetzung, dann kommt die Planerstellung. Ein wichtiger Schritt um diesen Plan zu erstellen ist die Baumansprache, denn sie ist das wichtigste am Obstbaumschnitt. Die Baumansprache legt die Zielsetzung fest und bestimmt die Maßnahme. Zuerst gilt es allerdings den Baum zu bestimmen. "Apfel, Birne, Pfirsich oder doch eine Pflaume...", das ist immer die erste Frage. Ist die Bestimmung erfolgreich gelungen, dann ist das Alter des Baumes entscheidend. Ist der Baum sehr jung, wird ein Erziehungsschnitt in Frage kommen. Bei einem sehr alten Obstbaum kann schon ein Erhaltungsschnitt nötig sein. Ist das Alter klar, wird die Vitalität und alle sonstigen Merkmale überprüft.
Die Vitalität liest man am besten aus der Länge des jährlichen Austriebes. Ist dieser bei einem 25 Jahre jungen Apfelbaum etwa 25 cm in der Spitze, dann können wir im Mittel von einer guten Vitalität ausgehen, was allerdings sortenabhängig ist. Ist der Wuchs bei 1 cm, dann wird meist eine starke Beeinträchtigung vorliegen. Dies können zum Beispiel Wühlmäuse, Versumpfung oder starke Fäulnis sein. Aus all diesen Informationen und der persönlichen Zielsetzung des Baumbesitzers wird dann klar, ob geschnitten werden muss. Und natürlich, welcher Eingriff baumfördernd ist. Wir sind gern beim ersten Mal dabei - laden Sie uns ein! Oder werfen Sie einen Blick auf unsere anderen Videos zum Thema Obstbaumschnitt.

Wie kann ich durch den Schnitt den Obstbaum vor Krankheitserregern wie Pilzen, Viren und Bakterien schützen und welche Regeln gilt es hier zu beachten?

Das regelmäßige Verjüngen auf Zugast alter Zweige, schützt den Obstbaum vor Krankheitserregern wie Pilzen, Viren und Bakterien . Geschnitten wird an einer Astgabelung. Der bestehenbleibende Ast ist der Zugast. Dieser zieht den Saft an der Schnittwunde vorbei zu seinen Blättern. Damit versorgt er die Schnittwunde mit Nährstoffen und allem was zu schneller Wundheilung führt. Zudem sollte der Zugast mindestens 1/3 Durchmesser des entfernten Astes haben.
Bei Entlastungs- und Verjüngungsschnitten im Obstbaum gelten allerdings einige besondere Regeln. Zum Beispiel sind Schnitte im Normalfall nicht über 5 cm Durchmesser nötig. Diese Schnitte werden an Astgabeln auf Zugast geschnitten und ein sauberer Schnitt am Astring ist für den Baum der beste Schutz, da die Wunde dann schnellstmöglich verheilt.

 Stimmt es, dass die günstigste Zeit für den Obstbaumschnitt der Winter ist - also die Zeit zwischen November und März?

Allgemein gesehen, ja. Aber es gibt Ausnahmen für sehr triebige Jungbäume. Im Winter hat der Baum seine Kraft und seine meisten Reserven in Stamm und Wurzel zurückgezogen. Deshalb ist der Schnitt vor dem ersten Trieb im Frühjahr meist der Sinnvolle.
Ist ein Baum sehr triebig und kaum zu bändigen, wird ihn ein Schnitt im Juli, August schwächen und somit die Reaktion auf den Schnitt abschwächen. Dies ist besonders für den Erziehungsschnitt junger Bäume interessant, wenn diese länger keinen Schnitt oder nur starke Kappschnitte erfahren haben. Auch größere wichtige Eingriffe in gesunde mittelalte Bäume können im Sommer oder in der Übergangszeit gemacht werden. Ein Schnitt ist das ganze Jahr möglich, jedoch ist der Baum dann in der Entwicklung. Das Wetter hat auch einen großen Einfluss, das nutzen wir zum Vorteil des Baumes. Und natürlich für jede Menge gutes Obst.
Aber Achtung: Wird ein alter Baum im Hochsommer geschnitten, kann er durch die starke Energieentnahme eingehen.

Stimmt es, dass der Baumschnitt nicht nur optisch eine schöne Form bringt, sondern vor allem die Gesundheit des Baumes fördert?

Der Schnitt sorgt vor allem dafür, dass die Baumstruktur die massive Fruchtlast langfristig tragen, der Schnitteinsatz minimiert werden kann und eine Beerntung leicht möglich ist.
Der richtige Schnitt fängt übrigens bereits im ersten Jahr an. Denn die Kronenstruktur wird bereits vom ersten bis zum zwölften Lebensjahr festgelegt. Und diese gilt dann für über 100 Jahre! Ist der Baum richtig geschnitten, wird kein Schnitt zu groß sein und keine Pilze, Bakterien oder Viren werden eintreten und überleben können. Bei einem baumgerechten Schnitt wird zudem auf die Astanbindung geachtet. Hierdurch werden Drehrisse (Torsionsrisse) und eingewachsene Rinde vermieden. Beides würde zu einem frühen Ausbruch und damit zu einem verfrühten Tod des Baumes führen. Durch den baumgerechten Aufbau wird der jährliche Schnitt überflüssig. Dann reicht auch ein Schnitt alle drei bis fünf Jahre. Anders als traditionell werden übrigens beim baumgerechten Schnitt, die Leitäste im 38° Winkel gestellt. Die seitlich wie Fischgräten hängenden Fruchtäste können somit besser getragen werden. Ein großer Fruchtertrag ist für die Stabilität des Baumes nun langfristig möglich. Flache Leitäste hingegen reißen im höheren Alter ab, da allein das Eigengewicht zunimmt und mit vollem Fruchtertrag untragbar wird.
Der Schnitt sorgt vor allem dafür, dass die Baumstruktur die massive Fruchtlast langfristig tragen, der Schnitteinsatz minimiert werden kann und eine Beerntung leicht möglich ist.

Was viele nicht wissen, der Kirschbaum wird, im Gegensatz zu anderen Obstbäumen direkt nach der Ernte, im Spätsommer geschnitten. Damit bilden diese eine Ausnahme zu anderen Obstbäumen werden gleich direkt nach der Ernte geschnitten. Ist das richtig? Und stimmt es, dass dies auch auf den Pfirsichbaum zutrifft?

Ja, das stimmt, sagt Raphael Dick. "Eine Kirsche ist mit einem Schnitt zur Ernte gut bedient. Z.B. lieben es die Kunden und ich, wenn zur Ernte geschnitten wird und die Kirschen direkt am Boden gepflückt werden können. Je nach Ertrag wurde schon mal das halbe Dorf eingeladen. Ich persönlich schneide den Pfirsich mit den Obstbäumen im Herbst, also 1-2 Monate nach der Ernte."

Was war eigentlich der interessanteste GalabauM-Fall beim Obstbaumschnitt?

"Mir fällt spontan ein noch nie geschnittener Apfelbaum mit etwa 50 Jahren ein", sagt Raphael Dick. "Dieser hatte wahrscheinlich acht Lagen an übereinandergefallenen Fruchtastetagen, so dass die unten schon abgestorben waren. Zu zweit, mit zwei Fachleuten haben wir drei Stunden allein für die Befreiung der Krone gebraucht. Es war wirklich etwas besonderes, diesen Baum wieder zu beleben, eine Beerntung zu ermöglichen und den Baum dadurch noch einige Jahre zu schenken."

Welche Fehler kann man beim Schnitt machen, wenn man nicht so viel Erfahrung wie die Profis von GalabauM hat?

Der häufigsten Fehler, die wir in Gärten sehen, sind zu große Schnittwunden. Außerdem zu flach gestellte Leitäste oder das zu späte Erkennen der V-Zwiesel. Diese Fehler sind deshalb gravierend, da sie meist zum frühen Tod der Bäume führen.
Eine Krone besteht aus einem Kronengerüst, das sind Stammverlängerung und drei bis fünf Leitäste sowie Fruchtäste. Das Gerüst wird in den ersten zwölf Lebensjahren des Baumes ausgesucht, gezogen und gestärkt. Erst im 13. Jahr ist es so stabil, dass der Fruchtbehang nachhaltig getragen werden kann und die Fruchtäste dürfen vollständig ausgebildet werden. Nur dann wird ein Baum mit gezüchteten Früchten gesund sehr alt werden können.
Ein V-Zwiesel entsteht durch eingewachsene Rinde in der Astgabel. Durch das Dickenwachstum wird die schwächere Seite ausbrechen und eine unverheilbare Wunde ausreißen. Diese sind frühzeitig erkennbar an dem sehr engen V-Wuchs. Entspricht eine Astgabelung eher einem offenem U, ist es eine gesunde und stabile Anbindung.

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